via Sommer in den Bergen

Nach 4 Jahren, zwei Karrieren, zwei Umzügen und einem Hund haben wir uns wieder ein größeres Reiseziel gesetzt. Getrennt voneinander! Was wie, wie bitte? Ja – getrennt.

Das liegt aber weniger an mir, sondern an meinem Plan – auf den Johanna so gar keine Lust hat.
Offensichtlich klingen 2.000 Kilometer bei 120.000 Höhenmeter – zu Fuß – nicht für jeden verlockend … 🧐

PCT Gefühl bist du es?

Es fing alles Ende 2018 mit einem Podcast und zu wenig Wasser an. Wir waren damals in Thailand, mir ging es richtig übel und ich lag mit Kopfschmerzen und Fieber im Bett. Irgendwann war es so schlimm dass ich in ein nahes Krankenhaus gehen musste, wo Verdacht auf Dengue Fieber und starke Dehydration festgestellt wurde – ersteres hat sich zum Glück nicht bestätigt und letzteres hat mich erstmal zusammen mit meinen anderen Symptomen ans Bett gefesselt. Eine Folge des weltwach Podcasts über den PCT (Weitwanderweg in den Rocky Mountains von Mexiko nach Kanada) sowie einige Dokumentationen und Berichte später war ein Funke entstanden.

Fast forward Kanada, 21.02.2020. Wir haben heute 96 Muffins für ein Event gebacken. random side note. Ich recherchiere Wanderungen im Süden der USA welche wir mit unseren Freunden Anna und Ilja im März für einen Monat machen können. Entweder Wüste und keine Berge oder (sehr viel) Schnee und Berge. Und da kommt er mir wieder unter – P.C.T.
April wäre eine perfekte Zeit den PCT zu starten und wir wäre ja eh schon da … da kann man doch einfach gleich 5 Monate bis nach Kanada weiterlaufen oder … oder!? Johanna hielt das schon damals für wenig verlockend.

6 Tage später halte ich ein digitales permit für den PCT in den Händen. Startdatum 25.04.2020.

… und dann kam Corona. Grenzen dicht, PCT gestorben. Nichts gibts außer Masken und leere Klopapierregale. Wir bleiben erstmal in Kanada.

Again, fast forward 2024. Inzwischen sind wir wieder in Deutschland, haben wieder zurück in unsere alten Berufe gefunden und sind sesshaft geworden. Urlaube beschränken sich auf einige Wochen im Jahr, Wanderungen werden in Stunden nicht in Wochen gemessen.

Es kitzelt langsam wieder, die Lust raus zu gehen, wirklich draussen zu sein, lange, anstrengende, erfüllende Tage zu genießen und die Natur zu spüren, so wie bei der Durchquerung der französischen Alpen 2021. PCT Gefühl bist du es? Scheint fast so.

via Alpina

… aber muss es wirklich der PCT sein? Was ich gelesen haben ist dieser inzwischen ziemlich überlaufen, dazu noch die lange und teure Anreise, ein business US-Visum, mindestens 5 Monate Zeit und eine immer höhere Gefahr von Waldbränden. Also vielleicht eher etwas in der Nähe? Nach einiger Recherche kam ich dann auf die via Alpina.

Wer schon häufiger in den Alpen war hat sicherlich schon mal Markierungen der via Alpina gesehen, es gibt mehrere Routen welche einige bestehenden Wanderwege zu einem Weitwandernetz verbinden. Die längste und derzeit einzige, der ehemals fünf offiziellen Routen, ist die via Alpina red line, welche über 2000km alle 8 Alpenstaaten und den gesamten Alpenkamm miteinander verbindet.

Der PCT mit seinen gut 4200km kann darüber natürlich nur müde lächeln. Aber wenn es um Höhenmeter geht, schlägt die via Alpina doppelt zu. Etwa soviele Höhenmeter wie der PCT, auf weniger als der Hälfte der Strecke. Hoch, runter, hoch, runter … und dann guess what hoch und wieder runter. Auf 3-4 Monate Wanderzeit kommt da etwa eine Everest Besteigung ab Meereshöhe zusammen – jede Woche eine, inklusive Abstieg. Verkauft.

Vorbereitung

Nun, wie bereitet man sich dafür vor?

Den Großteil meiner Vorbereitung habe ich in die Optimierung meiner Ausrüstung gesteckt, welches Material ist leichter? Welchen Gegenstand kann ich neben dem eigentlich Zweck noch für was anderes verwenden? Auf was kann ich verzichten? Und gibt es das auch in Titan, Carbon oder wahlweise Dyneema?

Natürlich musste das ganze Equipment noch ausgiebig getestet werden. Dafür habe ich drei Probewanderungen gemacht, bei unterschiedlichem Wetter und mit jeweils etwas optimiertem Equipment. Rausgekommen ist ein Basisgewicht von gut 4.5kg, also alles in meinem Rucksack – ohne Essen, Trinken und Brennstoff.

Was meine Fitness angeht habe ich weniger Bedenken, ich habe eine solide Grundfitness, der Rest ergibt sich dann spätestens nach 2 Wochen on trail sowieso.

Ich bin schon gespannt, die Realität meiner Hirngespinste zu spüren – in etwa einer Woche geht es los!

Stay tuned

– Chris

… und noch ein paar Fotos von Probewanderungen mit Lilly