Type II Fun: Tombstone

Ganz grob kann man Spaß in zwei Kategorien teilen. Es macht Spaß sich mit Freunden zu treffen, zu kochen , ins Kino gehen, und so weiter. Manche nennen das Typ 1 Spaß. Weniger bis keinen Spaß dagegen macht es bei Regen, Wind und Kälte mit einem schweren Rucksack einen Berg hochzulaufen.

Wenn man in genau dieser Situation steckt, wünscht man sich nur noch mit gefülltem Bauch im warmen Schlafsack zu stecken, Spaß kommt dabei eher nicht auf – höchstens Galgenhumor. Wenn man aber nach 12 Stunden endlich sein Camp erreicht hat, sich gegenseitig auf die Schultern klopft und den Tage revue passieren lässt, verschwindet der Unmut, man ist stolz auf seine Leistung und im nachhinein hat es dann doch irgendwie Spaß gemacht. Das nennt man Typ 2 Spaß.

Genauso erging es uns im Tombstone Territorial Park. Relativ spontan buchten wir vier die Campingplätze, der favorisierte Platz war leider bereits ausgebucht und wir mussten nehmen was übrig war. Das hieß für uns, zusätzliche 6 km und insgesamt 1300 Höhenmeter mit einer Steigung von bis zu 50% am ersten Tag.

Aber die Natur hier ist einfach spektakulär, die Tundra und dazu diese spitz zulaufenden, zackigen Berge, bei denen man sich gut vorstellen kann, dass Zauberer oder Drache darin hausen. Diese Natur ist aber auch fragil und sensibel. Für 8 Monate im Jahr liegt hier Schnee, sobald der Frühling kommt schießt alles aus dem Boden, vermehrt sich, frisst sich fett und bereitet sich wieder auf den Winter vor. Da ist jede Störung unerwünscht. Deswegen wird selbst die ausgespuckte Zahnpasta der Wanderer in Fässern gelagert und vom Hubschrauber abgeholt.

Drei Tage wanderten wir im Tombstone Park. Am letzten Tag, zurück am Auto, verglichen wir den Geruch unserer fast steifen, schweißdurchtränkten Socken. Beim schreiben dieser Zeilen frage ich mich wer auf diese Idee gekommen ist, aber seis drum – der stolze Gewinner ist jedenfalls Ilja.

Übrigens sind Typ 2 Geschichten meist jene, die man bei Typ 1 Gelegenheiten erzählt. Also ruhig auch mal eine Wanderung bei schlechtem Wetter machen.

Dawson

Die übrige Zeit verbrachten wir in Dawson City. Letztes Jahr um die gleiche Zeit waren wir ja schon einmal hier, dieses Jahr ist Corona bedingt alles etwas anders. Die meisten internationalen Touristen fehlen, denn nur die Einwohner der angrenzenden Provinzen, North- West Territory und British Columbia, dürfen ohne Auflagen einreisen.

Nach ein paar Tagen hier trifft man immer die gleichen Leute, man grüßt sich und quatscht. Es fühlt sich an wie ein entspannter Italienurlaub, ausschlafen, zum Bäcker schlendern, lange frühstücken und danach gleich ausführlich besprechen, was wir denn am Abend kochen können.

In der, zugegeben, kurzen Zeit zwischen Frühstück und Abendessen, haben wir oft ziellose Spaziergänge durch diese außergewöhnlich Stadt gemacht, haben andere Ecken erkundet, eine Stadtführung gemacht, ein Casino besucht, mit Freunden und Familie telefoniert und auch einfach mal die Füße hochgelegt.

Inzwischen sind wir zurück in Whitehorse, von wo wir in Kürze Richtung Kluane Nationalpark aufbrechen werden. In dem Park gibt es den höchsten Berg Kanadas, Mt. Logan, mit knapp 6000 Hm.

Wir melden uns bald wieder, macht es gut.

Liebe Grüße aus Whitehorse, Yukon

– Chris