Big Sur – San Francisco

Vom Flachland bei San Luis Obispo ging es ziemlich bald zum 100km langen berühmten Küstenstreifen Big Sur. Erst im Juli 2018 wurde diese Region nach zwei jährigen Bauarbeiten, in Folge eines Erdrutschs, wieder eröffnet. Die Natur ist wunderschön, zur einen Seite hohe Berge, teilweise mit Redwoods bewaldet, dann die steilen Klippen und zuletzt die spektakulären vielfältigen Wasserfarben, welche wir eigentlich in Thailand erwartet hätten. 3 Tage fahren wir immerzu bergauf und bergab, in einem meist ausgewogenen Verhältnis.

 

Wieder finden wir tolle Zeltplätze, mitten in der Natur – aber auch mitten in der Stadt. Oft sind die vielversprechenden Plätze bereits von Obdachlosen besetzt – technisch gesehen sind wir ja wohl auch obdachlos – dann geht die Spurensuche los, wann wurde der Platz das letzte mal benutzt, Fußabdrücke, Verrottung des Mülls, Moose, Pflanzen oder Laub sind Indikatoren ob wir mit nächtlichem Besuch rechnen können. Teilweise sehen wir dann davon ab und suchen weiter.

Wir hatten nun schon mehrmals mit Menschen zutun, welche wohl irgendwann auf die schiefe Bahn geraten sind. Alle haben sie eines gemein, sie reden ohne Punkt und Komma, haben wilde Verschwörungstheorien und wirken sehr einsam und innerlich kaputt. Ich lasse sie meist reden, solange es nicht allzu verrückt wird, vielleicht hilft es ihnen ja. So erzählt mir ein älterer Mann, welcher in seinem Van lebt, wie er Big Foot riechen kann und ihn in den Bergen von Big Sur vermutet. Im nächsten Moment wechselt er das Thema, erzählt über seinen Vater, welcher mehrere Bomben über Japan abgeworfen hat und bricht in Tränen aus.

In San Francisco gibt es auch dramatisch viele Obdachlose. Die Silicon Valley Firmen, welche hier meist ihren Sitz haben, haben mit ihren hohen Gehältern einfach die Unterschicht überrollt, Mieten explodierten, Leute verloren von heute auf morgen ihren Job und jetzt ist es keine Seltenheit mehr Obdachlose der Altersstufe 50-60 zu sehen, welche bis vor ein paar Jahren noch integriert waren und gearbeitet haben – nur leider gibt es hier kein staatliches Netz welches sie auffängt.

Nun sind wir seit mehr als einer Woche in San Francisco. Wir konnten einige Dinge erledigen, welche sich immer in der „Zeltzeit“ anstauen, wie Wäsche waschen, Tagebuch schreiben oder auch die Rucksäcke mit den Wanderschuhen als unnötigen Ballast voraus nach Kanada zu schicken. Die Stadt hat viel zu bieten und ist so ganz anders als die Städte welche wir bisher gesehen haben. Dynamisch, alt, innovativ, frisch und erstaunlich Rad freundlich. So werden auf vielen großen Verkehrsachsen Spuren oder Parkplätze geopfert und exklusiv den Radfahrern zur Verfügung gestellt. Die teuren Mieten für Autoparkplätze und die gut ausgebaute Fahrradinfrastruktur führt zu einem sehr USA untypischen Muster – die Bewohner der Stadt haben teilweise gar kein Auto und es gibt kaum Staus.

Die Zeit in San Francisco hat uns gut getan, wir haben sehr nette Menschen kennen lernen dürfen, wie Margaret bei der wir einige Tage im Stadtzentrum leben durften oder Cyndi, die uns in ihrem wunderschönen alten, viktorianischen Haus aufgenommen hat.

Nun geht die Reise weiter, etwas über 1000 km stecken uns inzwischen in den Waden, über ein Drittel der Strecke ist geschafft. San Francisco ist die vorerst letzte große Stadt, die nächste wird erst Portland, Oregon sein, welche nochmal über 1000 km entfernt liegt.

Wir freuen uns auf die Wälder die vor uns liegen, liebe Grüße und bis bald aus noch unbekannten Gefilden!

– Chris

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