N-M Teil III: Aufstieg, Abstieg, Umstieg!

Das letzte Puzzelteil um das Band um die nördliche Hemisphäre zu schließen. Wir wandern 1400 km vom Mittelmeer nach München, zurück dorthin wo alles begann.

Teil III: von Prolagnan-la-Vanoise (320 km) bis Thonon-les-Bains (545 km)

Über einen Monat sind wir nun schon unterwegs. Das tägliche Laufen ist zu unserem Alltag geworden. Habe ich am Anfang der Wanderung noch jeden Tag mindestens drei mal gesagt wie schön es hier ist, sage ich es jetzt nur jeden zweiten Tag, wenn überhaupt. Das liegt aber keinesfalls an der Landschaft sondern vielmehr daran das wir langsam abgestumpft sind, es ist einfach durchgängig zu schön, es gibt keine Tiefs, keine Langeweile die die Aufmerksamkeit wieder auf die Details lenkt oder die nächste Bergkette in ein besonderes Licht stellt. Tatsächlich wirklich satt gesehen habe ich mich aber trotzdem noch nicht. Es ist immer noch gigantisch.

Die letzten zwei Wochen hatten wir zur Abwechslung auch mal anderes Wetter als sonniges. Ein paar Tage Regen, Nebel, Hagel, Sturm und Gewitter die Nachts über unserem Zelt gewütet haben. Unsere Ponchos halten auf jeden Fall nicht was sie versprechen, nämlich trocken. Dafür habe ich gelernt dass es eigentlich egal ist wie nass man wird, solange man warm bleibt und am Ende des Tages in einen trocken Schlafsack kriechen kann.

Für die größten News haben in den vergangen Wochen Johannas Füße gesorgt. Nachdem sie am Ende eines 1700Hm Abstiegs nur noch Trippelschritte machen konnte wegen der starken Fußschmerzen, haben wir einige Tage Pause eingelegt und wollten einen Orthopäden aufsuchen. Dies hat sich schwieriger herausgestellt als gedacht, denn zum einen sprechen wir kein Französisch, die andere Partei manchmal kein Englisch und dazu sind gerade Ferien und viele Praxen haben geschlossen. Eine befreundete Fußspezialistin hat die Ferndiagnose Nervenreizung in beiden Füßen gestellt und dazu geraten am besten erstmal nicht weiterzulaufen.

Langsam und mit vielen Pausen sind wir trotzdem weitergegangen. Je nach Johannas tagesform geht es mal besser, mal schlechter aber eines steht fest, so werden wir nicht noch weitere 2 Monate laufen können.

Wenige Tage vor Ende der französischen Ettape werde ich auch noch krank, ganz plötzlich heftiges Fieber und keine Kraft mehr für irgendwas. So plötzlich wie es kam ging es auch wieder am nächsten Tag, aber es scheint fast als wollten unsere Körper uns sagen, dass es so nicht weitergeht.

Über eine einfache, flache Route beenden wir schließlich die französische Etappe am Genfer See. Wir haben es geschafft! 545 Kilometer zu Fuß, jeden Meter vom Mittelmeer bis hier hin, über Stock und Stein, durch Sonnenschein und Gebirgsgewitter. Jeden einzelnen Tag davon haben wir im Zelt geschlafen.

Nun liegt ein neues Land vor uns, auf der anderen Seite des Sees ist es schon deutlich zu sehen. Die Schweiz. Nur werden wir nicht weiterlaufen. Wir werden aufs Fahrrad umsteigen. Und wieso ein schickes neues Rad, wenn es ein 50 Jahre altes (hoffentlich) auch noch tut?

Nun dann, wir sind gespannt was vor uns liegt und melden uns sobald es wieder etwas zu berichten gibt.

Liebe Grüße

– Chris