Neues aus BC

Banff

Weil es so kalt und noch dunkel ist als wir um sieben Uhr aufstehen entscheiden wir uns, uns in den Starbucks zu setzen. Die Bibliothek macht erst um 10 Uhr auf aber wir müssen früh von unserem Schlafplatz an einem Trailhead weg sein, damit wir nicht von einem Ranger erwischt werden wie wir illegaler Weise in einem Nationalpark in unserem Auto schlafen. -10 Grad hatte es heute Nacht. Da die Temperaturen in den nächsten Tagen nachts bis auf -20 Grad runtergehen soll, entscheiden wir uns zu fliehen. Der Wetterbericht sagt, dass es im 300km westlich liegenden Revelstoke nachts nur 0 Grad haben soll, also machen wir uns auf den Weg dorthin. Wir hätten die kalten Tage auch mit workaway überbrückt, leider erhalten wir aber auf unsere vielen Anfragen keine Rückmeldungen. Als wir gerade aus Banff rausfahren sehen wir zwei asiatisch aussehende Tramper am Straßenrand. Leider mit einem „Calgary“ Schild, also genau der entgegengesetzen Richtung. Wir nehmen sie aber zu mindest bis zur Autobahnauffahrt mit. Beide kommen aus Japan aber studieren in Vancouver. Ihr Bus zurück geht in 8 Stunden von Calgary aus und sie trampen das erste Mal. Spontan entscheiden wir sie noch 30km weiter zu fahren. Wir erzählen ihnen von unserer Zeit in Japan, in der wir ausschließlich per Anhalter unterwegs waren und zeigen ihnen ein paar Bilder. Es ist eine schöne Erinnerung an unsere Zeit in ihrem Heimatland. Und weil es so typisch in Japan war, dass die Fahrer uns Trinken oder Essen am Ende schenkten, bekommen die zwei Reisenden von uns Müsliriegel. Nach einer Verbeugung und einem langgezogenem „Arigatooooo“ trennen sich unsere Wege wieder.

Okanagen Valley

In Revelstoke angekommen schlendern wir durch die kleine Stadt und es ist geradezu herrlich. Hier ist der Herbst noch voll im Gange und die bunten Blätter von Ahorn-, Eichel- und Kastanienbäumen verstärken den Eindruck noch. Allgemein wirkt die Stadt anders auf uns als die meisten Städte in BC, denn es gibt hier ein richtiges Stadtzentrum und alle Häuser sind in unterschiedlichen Farben gestrichen. Wir bleiben ein paar Tage und gehen wandern. Von den angeschriebenen Workaway Hosts in Revelstoke bekommen wir wieder nur Absagen oder keine Antworten. Wir wissen nicht recht was unser nächstes Ziel sein soll. Wir haben die Freiheit in jede Himmelsrichtung zu fahren, in die wir wollen aber eigentlich erleichtert das die Entscheidungsfindung nicht. Eines Abends telefonieren wir mit Chris‘ Cousine auf Vancouver Island und wir kommen alle zu dem Entschluss, dass es ja schön wäre, Weihnachten gemeinsam zu verbringen. Diese Aussicht tut uns gut, es ist genau das was wir gebraucht haben, denn jetzt steht ein Ziel fest und den Weg schmücken wir frei aus.
Wir fahren in den nächsten Tagen in den Süden und entdecken einen tollen Flecken Erde nach dem anderen was dann in der Stadt Nelson seinen krönenden Abschluss findet. Eine Stadt an einem Berghang, lauter untypisch europäische Häuser, eine lebhafte Gemeinschaft, alles hat Farbe und es gibt haufenweise kleine Cafes, Bücherläden und Biomärkte.

Gesucht und doch noch gefunden

Bevor wir auf Vancouver Island fahren wollen wir aber noch irgendwo workaway machen- für die Erfahrung und zum Geld sparen. Und eine vierköpfige Familie in Nord Vancouver sagt uns schließlich zu. Von dort aus schreibe ich euch gerade. Seit 16 Tagen sind wir hier und bleiben insgesamt drei Wochen. Bisher haben wir vorallem im Haushalt geholfen, in der nächsten Woche steht aber ein Gewächshausprojekt auf dem Plan, von dem wir dann das nächste Mal berichten.

Bis dahin schicke ich euch liebe Grüße und wünsche trotz dieser seltsamen Zeiten ein ruhiges Herz

-Johanna