Die längsten zwei Wochen

Die dritte Woche im August verbringen wir mit Anna und Ilja im Kluane Nationalpark, der im Süd-Westen vom Yukon Territory liegt. Dort findet man das jüngste Gebirge Kanadas, das vier Zentimeter pro Jahr wächst und 5-10 Erdbeben am Tag auslöst – die meisten spürt man aber nicht. Auch der höchste Berg des Landes, Mt. Logan, mit knapp 6000 Höhenmetern liegt im Kluane.
In den Park selber führen keine Straßen, alles muss erwandert oder mit dem Pferd, Boot oder Fahrrad erkundet werden. Die Wanderungen reichen von Spaziergängen bis hin zu wochenlangen Touren. Wir halten uns an die Tageswanderungen und staunen immer wieder über die Schönheit der Natur hier. Von den sogenannten „front line mountains“, also von der vordersten Bergkette, haben wir einen tollen Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel und Gletscher im Inneren des Parks.

Außer den Berglandschaften sehen wir einen Grizzlybär am Straßenrand und viele Dallschafe, mit einigen hundert Tieren die größte Population der Welt. Abends vertreiben wir uns die Zeit mit Karten spielen, Brot auf dem Feuer backen und Marmelade aus Cran- und Crowberries kochen. Die Tage werden inzwischen merklich kürzer und die Bäume legen langsam ihr Herbstgewand an.

Zurück in Dome Creek

Und dann geht es Ende August zurück in den Süden, zurück zu unserer „Basis“ in Dome Creek. Die Hunters hatten hier einen ziemlich heftigen Sommer- erst viel Regen, dann 40°C und durchgehend so viele Mücken, dass selbst Leute die hier seit 40 Jahren wohnen so etwas noch nie erlebt haben. Selbst durch den Kamin kamen die Insekten ins Haus und hinterließen eine 5 centimeter dicke Schicht toter Mücken im Holzofen.

Wir sind glücklich zurück zu sein und im Garten jetzt die Früchte unserer Arbeit zu sehen und zu nutzen. Trotz der wenigen Sonne können wir Zucchini, Tomaten, Kräuter, Grünkohl, Karotten, Kartoffeln und mehr ernten. Seit einer Woche ist noch ein anderes workaway Pärchen hier- Francesco aus Italien mit Holly aus Australien. Zusammen renovieren wir den Keller und verarbeiten Bäume zu Feuerholz. Abends gibt es immer gutes Essen- entweder original italienisch oder etwas aus unserer bunten Palette von Gerichten die wir auf der Reise gelernt haben.

Eigentlich war geplant zwei Wochen zu bleiben… aber warte mal, das hatten wir doch vor genau einem Jahr schon? Damals kamen wir für zwei Wochen, ein Jahr später sind wir immer noch hier. Jetzt bleiben wir aber nur einen Monat und wollen danach zu einer anderen, bis jetzt noch nicht entschiedenen freiwilligen Stelle ziehen.

Zwischenzeitlich hatten wir überlegt den Winter in Mexico zu verbringen. Weil die Situation dort coronabedingt wenig einschätzbar ist und wir durch die geschlossenen Grenzen zu den USA fliegen müssten, haben wir uns aber entschieden noch einen weiteren Winter in Kanada zu verbringen. Über die nächsten Monate verteilt wollen wir hier und dort workaway Stellen besuchen und wenn wir in der Nähe sind nach Dome Creek zurück kommen. Die Nachbarn Diane und Walter, mit denen wir uns sehr gut verstehen, versuchen uns bereits ein Grundstück, das hier zum Verkauf steht, schmackhaft zu machen.

Am Wochenende steht ein Bauern- und Flohmarkt in Dome Creek an, bei dem ich wieder Brot verkaufen werde und Francesco Pizza. Darüber berichten wir dann beim nächsten Mal.

Danke fürs Lesen und ich schicke liebe Grüße in die Welt

– Johanna