Zurück in BC

Seit einer Woche sind wir bei einer workaway Stelle, mitten im kanadischen Wald bei Prince George, British Columbia (BC) bei einer netten vierköpfigen Familie. Die Kinder sind 1 1/2 und 3 Jahre alt und es gibt vier nette Hunde. Unsere Aufgaben sind vielfältig, wir helfen z.B. den Hühnerstall auszumisten, den Garten für den Winter vorzubereiten und bei den Renovierungsarbeiten im Keller. Es tut gut ein Zimmer mit Bett zu haben, das letzte mal haben wir vor drei Monaten auf einer richtigen Matratze geschlafen und auch den Komfort eines Hauses genießen wir, jetzt, da die Temperaturen nachts immer unter Null sind. Die erste Woche hat es hier viel regnet, aber seit ein paar Tagen ist der Himmel klar und wir haben gute Sicht auf die schneebedeckten Berge in der Ferne, davor ein kleiner See und gelbe Bäume die immer kahler werden. Der Winter ist bald da.

 

 

Nachdem wir den August im Yukon Territory verbracht haben, sind wir Anfang September den Alaskan Highway Richtung British Columbia gefahren, durch die Northern Rockies, wo man toll wilde Büffel, Dall-Schafe und Karibus am Straßenrand grasen sehen kann. Wir machen eine viertägige Wanderung auf dem Wokkpashtrail. Es geht erst eine lange Forststraße entlang, dann an einem schnellen, reißenden Fluss auf schmalen Waldpfaden und über Geröll bis zum Wokkpash See, der tief hellblau ist und umringt von hohen steinigen Bergen. Der dritte Tag beginnt mit einer Flussdurchquerung durch eiskaltes Wasser, die sich dann als unnötig erweist, weil wir gar nicht über den Fluss mussten. Es folgt ein steiler Anstieg auf einem schmalen Pfad, teilweise nur einen Fuß breit, aber wir haben immer tolle Aussicht auf rot- goldene Berghänge und schroffe Gipfel. Als wir das anschließende Hochtal durchschreiten und dann Pause machen, kommt ein neugieriges Karibu auf 20m an uns heran. Es herrscht totale Stille und um uns herum erheben sich Berggiganten. Mich erfüllt dieser Anblick und die Atmosphäre mit Ehrfurcht. Diese Berge standen hier schon vor tausenden Jahren und werden das vermutlich noch die nächsten Tausend machen, dahingegen sind wir so klein und unbedeutend, alles würde weiter seinen Lauf gehen auch wenn wir nicht wären…
Die folgende Nacht wird eiskalt, etwa -10°C, uns ist in den Schlafsäcken kühl und das Wasser in den Flaschen sowie die Zeltplane ist steif gefroren – brrrrr. Um 7:30 Uhr laufen wir zackig los, kämpfen uns auf über 10km auf Wildpfaden durch Zwergbirkengestrüpp, weil es hier keinen Wanderpfad mehr gibt. Mich überkommt nicht nur einmal Wut beim ständigen stolpern, Chris erträgt es mit Gelassenheit. Umso dankbarer sind wir dann, als wir wieder auf einen richtigen Pfad kommen. Langsam tauchen wieder Bäume um uns herum auf, es wird wärmer und wir hören Vogelgezwitscher. Die Flussdurchquerung am Ende des 24km Tages raubt dann die letzten Kräfte, doch glücklich und fertig kommen wir bei Hermione an, die unversehrt dasteht, wo wir sie abgestellt hatten. Anscheinend wollte kein Bär unsere Essensvorräte durchchecken.

 

 

Ein paar Tage nach der Wanderung besuchen wir die Liard Hotsprings, das sind heiße Quellen, im Nordosten BCs, in denen man schwimmen kann, tut richtig gut und von Wald umgeben ein tolles Setting. Wir lernen hier Sandi und Sherry kennen, Schwestern die hier Urlaub machen, beide in ihren Sechzigern. Sie laden uns zu sich nach Hause ein, das nehmen wir gerne an und sehen dann Sandi zwei Wochen später in Prince George wieder und verbringen ein paar gemütliche Tage in netter Gesellschaft. Danach entscheiden wir uns mal wieder workaway zu machen, so kamen wir zu Nick.

 

Es gibt noch Neuigkeiten zu unserer Reiseroute.
Unser eigentlicher Plan war ja nach unserem Kanadaaufenthalt Richtung Mexiko zu trampen und in Lateinamerika Zeit zu verbringen. Vor ein paar Wochen haben wir dann von Amit aus Indien, bei dem wir im März 2018 einige Tage übernachtet haben, eine Hochzeitseinladung für Ende Januar 2020 bekommen.

… Da wurde uns mal wieder bewusst wie frei wir in unserer Weggestaltung sind. Ich habe ein richtig gutes Gefühl durch Asien nach Europa zu fahren, Chris interessiert Mexiko mehr, steht der Asienvariante aber auch offen gegenüber. Jetzt suchen wir nach Möglichkeiten den Pazifik wieder ohne Flugzeug zu überqueren. Da gäbe es die Möglichkeit des Containerschiffes, leider hat das beim ersten Mal schon tief in unsere Reisekasse gegriffen. Wir haben in den letzten Wochen dann viele Yachtüberführungsfirmen angeschrieben, darauf hat sich noch niemand gemeldet, außerdem dauert so eine Überfahrt 60 Tage, von dem her wissen wir nicht einmal ob wir das wirklich wollen. Andere Containerschiffe die normalerweise keine Passagiere mitnehmen haben sich auch noch nicht auf unsere Anfragen gemeldet. Mal sehen, ob sich noch etwas ergibt. So oder so, fühlen wir beide, können wir keine falsche Entscheidung treffen, weil der Weg Richtung Osten und Westen gut sein wird, bloß anders.

Liebe Grüße aus Dome Creek

– Johanna