Eine Liebesgeschichte

Da läuft ein kleiner brauner Hund. Ein paar Monate alt und wie dünn er ist. Man sieht jede Rippe.
Also halten wir an und gehen mit etwas Brot und Erbsengebäck auf das schreckhafte Ding zu. Wir setzen uns und strecken ihm Essen hin. Ganz zaghaft kommt das kleine Maul und nimmt sich das erste Stückchen. Dann fällt ein Blatt vom Baum und der kleine Hund schrickt zurück. Dann geht die Aufmerksamkeit aber doch wieder auf das Essen. Jeder Krümel wird säuberlich aufgegessen, nichts bleibt über. Als wir nichts mehr haben, streicheln wir den Kleinen und steigen dann ins Tuktuk.
Wir fahren langsam los, dann läuft er uns hinterher. Wir bleiben stehen. So geht das ein paar Mal, dann steigt er ein und legt sich in den Fußraum vorne am Tuktuk.
Er ist so nett, wir nennen ihn „kleiner Matz“, er schläft wahnsinnig viel den ganzen Tag, aber Milch liebt er. Die erste Nacht schläft er im Vorzelt, ohne einmal rauszugehen. In der Früh laufen wir am Strand, es stellt sich raus, dass es ein Mädchen ist…so wird aus dem kleinen Matz eine Liene, sie ist eine gute Läuferin. Am Morgen und den letzten Abend war sie mehrere Stunde weg, trotzdem kommt sie wieder und Chris und ich freuen uns sie wieder zu sehen. Wir legen ihr nie eine Leine an, sie darf selbst entscheiden, wie lang sie mit uns reist. Mit anderen Hunden hat sie Schwierigkeiten, da spielt sich die kleine Liene auf, wie eine Große und hat damit oft auch noch Erfolg. Es ist schön zu dritt zu reisen, eine kleine Begleiterin, die gerne gestreichelt wird und deren Bauch jeden Tag etwas gefüllter aussieht.
In Sachen beißen tut sie auch gern…Schlafsäcke, Schuhe, Sitze, Hosen aber vorallem in die Hände- da machen die zwei Menschen so lustige Geräusche.
Trotzdem haben wir ein Ablaufdatum. Sie einfach wieder auf die Straße setzen können wir nicht. Es werden drei harte letzte Tage, weil es so wenige Möglichkeiten gibt – einen Abnehmer für die kleine Liene in Deutschland finden wir nicht, für uns ist es zu schwer mit einem Hund zu reisen, wegen der Grenzübertritte, außerdem können wir uns noch kein Leben daheim mit Hund vorstellen. Keiner der Hotelbesitzer möchte (noch) einen Hund… Letztendlich können wir sie beim zweiten Anlauf in einer Hundeklinik lassen. Sie wird dort geimpft, sterilisiert und von ihrem Hautparasiten befreit. Es ist ein so schwerer Abschied, wir sind jetzt ihre Paten und zahlen für ihren Aufenthalt, sie kann dort in einem schönen Gehege mit zwei anderen kleinen Hunden leben, aber jeder Abschied schmerzt.
Hunde in Sri Lanka haben es sehr schwer, es gibt unfassbar viele von ihnen, aber wir haben ausschließlich nette Hunde getroffen, anders als in Russland oder Georgien, wo mir immer mulmig zumute wurde, wenn einer auf uns zugelaufen kam. Die Einheimischen in Sri Lanka haben allerdings wenig Mitgefühl für Tiere… Nachlesen könnt ihr das bei den Schicksalen der vielen Hunde um die sich die Dog Care Clinic kümmert. Vielleicht hat jemand Lust, sei es auch nur ein bisschen Geld, dieses große, sinnvolle Projekt zu unterstützen, das derzeit zu 80% von der Gründerin finanziert wird.

dogcare-clinic.com

Liebe Grüße aus Sri Lanka an alle, ab morgen fängt ein neues Kapitel in Indien an.

– Johanna