Dolomiten & Fremdgehen

Wieder sind knapp zwei Wochen vergangen und ich bin um einiges weitergekommen.

Karnischer Höhenweg

Zum Ende des karnischen Höhenwegs habe ich nochmal Gas gegeben und gut Strecke gemacht. Statt den ausgeschriebenen 8-11 Tagen habe ich 6 Tage gebraucht. Ein super schöner Weg! Nachlaufen empfohlen aber idealerweise auch Ost nach West und nicht umgekehrt wie alle laufen (die Dramaturgie ist so viel besser, man fängt auf Almwiesen an und endet in recht hohen Lagen).

Die Community war auch super, auch außerhalb der Hütten, man bleibt stehen, fragt was das Ziel ist, tauscht sich über den Weg aus und alle eint irgendwie etwas gemeinsames.

Mit diesem Gefühl steige ich nach Sexton ab, Skiort, Tor zu den drei Zinnen der Dolomiten, Touristenmagnet.

Dolomiten

Es ist schon spät als ich zu den drei Zinnen aufsteige und mir kommen Heerscharen an Touristen entgegen. Mit Baby auf dem Rücken, Schlappen an den Füßen, mit Hund, Jung, Alt, Gebrächlich, Europäisch, Asiatisch, Amerikanisch – kurzum alles was Füße hat läuft zu den drei Zinnen.

Und wie grüßt man sich da? Auf dem karnischen Höhenweg, quasi auf der anderen Talseite, reicht in der Regel ein gepflegtes servus – aber hier? Ciao, Salve, Buongiorno, Servus, Griaß enk, Hi, Hallo, Hello, Kopf nicken oder eine Kombination aus allem.

Trotzdem bleibt natürlich niemand stehen, alles nur Tagestourenwanderer. Was ein Tal da für ein Unterschied machen kann …

So geht es dann für einige Tage weiter, viele Menschen, keine Community.

Wetter

Woche 3 startet auch mit sehr schlechten Wetterprognosen. Jeden Tag Regen und Gewitter. So richtig gewittert hat es nur an einem Tag, aber die bedrohlichen, grauen Wolken immer im Hintergrund erfordern natürlich auch oft eine Abwägung, laufe ich jetzt noch weiter? wie verläuft der Weg? Bin ich auf einem Grad ausgesetzt? Wie hoch bin ich? Könnte ich schnell absteigen? Wie weit ist die nächste Hütte entfernt?

Many detours

Die angebrochen Woche 4 startet nach einem erholsamen und herbei gesehntem Pausetag auf der Edelrauthütte mit vielen Tourenänderungen.

Gleich zum Anfang überschreite ich einen Gletscher, eine schöne Abwechslung zu den sonst üblichen Höhenwegen und Zustiegen. Der Gletscher war dabei tatsächlich das kleinste Hindernis, da dieser blank, größtenteils spaltenfrei und vor allem eben war, viel spannender war der Abstieg über steile Altschneefelder und der Aufstieg über größtenteils unmarkierte Geröllfelder.

An der Grenze zum Zillertal in Österreich, am Pfischer-Joch-Haus, bekomme ich dann einen kleinen Kulturschock. Hier führen 4 große Wege (Traumpfad München-Venedig, Tegernsee-Sterzing, Berliner Höhenweg und via Alpina) über eine Hütte und es geht zu wie in einer Betriebskantine um 12:15.

Die via Alpina würde von hier eigentlich ins Tal führen und mit wenigen Höhenmetern im Inntal landen von wo es einmal durchs Karwendel geht. Einerseits hätte ich es dringend nötig einzukaufen, da ich nur noch eine Hand voll Erdnüsse habe, 2 Müsliriegel und eine Portion couscous, habe, andererseits klingt im Tal neben der Straße zu laufen jetzt auch nicht besonders reizvoll…

Also habe ich kurzerhand beschlossen abermals eine Tourenänderungen zu machen, über den Traumpfad ins Inntal. Immer schön oben in den Bergen bleiben. Dadurch habe ich mir einige Kilometer gespart, aber wahrscheinlich mehr Höhenmeter gemacht. Und das Versorgungsproblem löst sich indem ich einfach in Hütten gehe.

Ausblick

Nach einem abermaligen Wetterumschwung mit sehr viel Regen und Kälte (es hat gestern [Anfang Juli] auf der Zugspitze geschneit) bin ich in einem Hostel in Scharnitz geblieben.

Hier stoße ich wieder auf die via Alpina, welcher ich dieser Woche quasi nur fremd gegangen bin (interessante Redewendungen in diesem Kontext 😉). Nun geht es weiter Richtung Zugspitze und Allgäuer Alpen.

Liebe Grüße

– Chris

Trivia

Kaputte Ausrüstung1 V-Peg Hering 😢
Main fuel– Wasser
– salted peanuts
– couscous
– hopes and prayers 🙏
Etappe44
Lauftage25
Tage insgesamt 28
Konsumierte Schnaps3 (aka gezirbelt)