
Vor etwa 14 Tagen sind wir von Nick in den Norden aufgebrochen. Am zweiten Tag schlendern wir vormittags durch die Stadt Jasper, viele Touristen sind hier unterwegs, aber wahrscheinlich kein Vergleich zu einer „normalen“ Saison.
Auf dem Parkplatz, ganz in der Nähe von unserem Auto, fällt mir ein Minivan auf, ich sehe nur das Heck, bräunlich-golden, wie es bei frühen 2000er Modellen noch angesagt war. „Genau so ein Auto haben doch Anna und Ilja“ sagen ich noch zu Johanna während wir darauf zu gehen. Die Scheiben sind verdunkelt aber vorne vom Fahrersitz strahlt Ilja uns entgegen. Was für ein Zufall! Geplant war das nicht und wir hätten uns, obwohl wir nur 4 Autoreihen daneben geparkt haben, einfach verpasst.
Vor knapp einem Jahr sind wir den Alaska Highway Richtung Süden gefahren, jetzt geht es gemeinsam mit Anna und Ilja Richtung Norden. Es ist natürlich nicht ganz so spektakulär wie beim ersten Mal, aber uns fallen mehr Details auf und wir können unsere Erinnerungen etwas auffrischen. Außerdem sehen wir diesmal viele Tiere am Wegesrand- Bären, Bergziegen, einen Luchs und Bisons.
Und dann kündigt irgendwann eine große Tafel „Yukon – Larger than life“ an. Einige Kilometer später dann der Grenzposten, der provisorisch mit Zelten errichtet wurde. Wir zeigen der freundlichen Grenzbeamtin unsere Briefe die bezeugen sollen, dass wir während der Pandemie ausschließlich in Britisch Kolumbien waren – eben bei Nick und Kaitlyn.
Ausländische Touristen die hier stecken geblieben sind hatte sie noch nicht und es dauert eine Weile bis die Beamtin sich bei ihrem Supervisor rückversichert hat.
Dann die gute Nachricht. Wir können ohne Auflagen einreisen!
„as we are BC residents, we can carry on“ sagt uns die Beamtin – Weil wir Einwohner von BC sind dürfen wir weiterfahren. Noch eine Unterschrift dass wir uns auch an die Regeln halten werden und wir sind offiziell im Yukon!
Pilzinfektion
Wir fahren rauf nach Dawson und lassen unser Auto dort stehen wo unsere Paddletour auf dem Yukon enden wird. Dann wieder dorthin zurück wo wir gerade her gekommen sind, nach Whitehorse. Normalerweise gibt es einen Bus zwischen Dawson und Whitehorse – normalerweise.
Wegen Corona ist aber halb Dawson geschlossen. Die Touristeninformation zählt nur weniger als 10% der üblichen Besucher pro Tag.
Wir versuchen es also per Anhalter, wohl wissend dass die meisten wahrscheinlich von Ausländern in ihrem Auto wenig begeistert sein werden.
Nach 7 Stunden warten sind wir ganze 2 km weiter gekommen. Es scheint als würde kaum jemand die Stadt verlassen. Nach einer Weile sehen wir die immergleichen Autos hin und her fahren.
Dann hält doch endlich jemand. Die Beschreibung des Autos sowie der dazugehörige Fahrer und Beifahrer könnten eine Geschichte füllen (mehr dazu womöglich mal in Geschichten aus dem Alltag). Nur soviel – der Fahrer stellt sich uns als Eddy vor und kann uns etwa 100 km weit fahren. Er und sein Begleiter wollen nach Pilzen suchen, genauer nach Morcheln.
Wir können gerne für ein paar Tage mitkommen, ein bisschen Geld verdienen, sie würden uns dann auch alles zeigen, meinen sie während der Fahrt. Also sagen wir spontan zu.
Um kurz vor Mitternacht, es ist noch hell genug, bekommen wir dann eine kleine Einführung. Am nächsten Morgen ziehen wir dann alleine los. Vieles ist schon abgeerntet, aber hier und da finden wir welche und bekommen so nach gut 5 Stunden suchen, 5,2 Kilogramm Morcheln zusammen.
Es ist doch immer wieder verrückt wo man so am Ende eines Tages trampen enden kann. Das lange Warten hat sich ganz sicher gelohnt.
Tagsdrauf geht es dann weiter nach Whitehorse, diesmal warten wir nur 2 Stunden und haben eine sehr angenehme Fahrt mit einem Minenarbeiter.
In wenigen Stunden werden wir die Paddeltour von Whitehorse bis nach Dawson City starten. Für die gut 700 Kilometer nehmen wir uns 14 Tage Zeit.
Wir melden uns dann wieder mit Eindrücken, Erlebnissen und Bildern.
Bis dahin
– Chris