Es geht weiter…


Es geht weiter, aber anders als unsere große Reise. Nach fast vier Jahren Seßhaftigkeit zieht es uns wieder in die Welt. Diesmal zwar nicht allzuweit weg von Zuhause aber in einem anderen Format, denn diesmal werden wir jeweils alleine unterwegs sein.


Chris hatte schon 2020 den Plan, und sogar das Permit, den Pacific Crest Trail in den USA zu laufen. Corona ließ die Grenzen schließen und unser Reiseweg uns in Kanada bleiben. Der Wunsch eine weite Wanderung zu machen hat ihn aber seither nicht losgelassen. Letztes Jahr wurde das Fernweh intensiver und nach einigen Recherche-Abenden kam Chris die Idee ein ähnliches Projekt zu wagen, bloß quasi von der Haustür aus zu starten. Chris wird, insha´Allah- so Gott will, ab Anfang Juni bis Ende September den Alpenkamm entlang laufen, von Triest nach Monaco- die Via Alpina. Etwa 2000km zu Fuß und 120.000 Höhenmeter…


Und ich… Hab dazu keine Lust. Wo Chris‘ Herz höher und höher Schlug in den französischen Alpen konnte ich mich nach und nach nur noch ächzend die Gipfel hoch kämpfen. Die Aussichten waren atemberaubend, aber jeden Tag tausend Höhenmeter hoch und wieder runter zu laufen hat mir damals gereicht.

Ich werde mit unserer Hündin Lilly in den hohen Norden fahren, ebenfalls von Anfang Juni bis Ende September. Leider nicht nach Kanada, aber unser europäisches Pardon darf reichen. Dafür wollte noch einen Bus zu mir kommen, ein Toyota HiAce, getauft habe ich ihn auf den Namen „Toni“, Baujahr 1997, das Fahren ist meditativ aber ich habe mich in ihn verliebt und hoffe, dass er uns treu an der Seite bleibt. Mit Chris‘ helfenden Händen habe ich ihn in den letzten zwei Monaten zum Camper ausgebaut. Das war schon eine Reise an sich, weil wir so etwas noch nie gemacht haben. Auf so begrenztem Raum Schränke zu bauen- keine Wand ist gerade, Schablone nach Schablone angefertigt, Unterkonstruktionen gebaut und als sie fertig waren gemerkt, dass es damit gar nicht geht, also alles wieder auseinander genommen und neu angefangen. Den Holzrahmen fürs Fenster gebaut, festgeklebt, Fenster versucht einzusetzen mit dem Resultat dass der Rahmen ausriss (Lernerfolg: bisschen Luft sollte immer dazwischen passen) also nochmal von vorne. Dramatisch formuliert: er wurde geboren aus Schweiß, Tränen und Blut. Aber das Resultat kann sich sehen lassen und ich bin sehr Stolz auf das, was wir erschaffen haben, mit hier und da helfenden Händen von Freunden und lieben Nachbarn.


So war also unsere Reisevorbereitung auch unterschiedlich: Wo Chris sich mit ultraleicht Gear (bevorzugt aus Titan) austattet, plante ich den Ausbau vom Toni und grübelte über Hundeernährung auf Reisen.


Es wird eine spannende Zeit- in unseren gut 15Jahren Beziehung waren wir noch nie so lange getrennt. Wir werden viele Geschichten zum erzählen haben, wenn wir uns wiedersehen, so viel steht fest. Und ihr werdet quasi doppelt so viel zu lesen haben.


Am 09.06. haben wir uns dann endlich auf den Weg gemacht, ich bringe Chris nach Triest an seinen Start und mache mich dann langsam auf den Weg Richtung Norden.
Voller Vorfreude
Eure
Johanna