Rote Bäume & Komposttoiletten

Nach San Francisco folgen wir weiter dem Highway Nummer 1 entlang der Küste. Es wird hügelig und wir machen die Erfahrung, dass die Uhr des Nordwindes leider nicht so geht wie unsere, denn er setzt ein wann es ihm passt, sodass wir teilweise schon morgens um 7Uhr Gegenwind haben. Dennoch schaffen wir jeden Tag unsere 50km oder sogar mehr. Die Landschaft hat sich mittlerweile zu den Palmen und Sandstränden vom Süden Kaliforniens zu Nadelwäldern und dann auch zu den gigantischen Redwoods, hier im Norden Kaliforniens gewandelt. Ab Leggett, einem kleinen, unattraktiven Ort folgen wir jetzt dem Highway/ Freeway 101 bis nach Kanada. Beziehungsweise haben wir durch eine nette Bekanntschaft neue Ideen bekommen.

 

Wir warteten auf einem Parkplatz darauf, dass es dunkel wird und wir unser Zelt aufbauen können. Da spricht uns Jamie an, ein Schotte der seit 40 Jahren in den USA lebt. Er zeigt uns, dass nicht jeder, der in gehobenem Alter in seinem Van lebt auch gleich labil ist. Er radelte selber gern, war viel in der Mountainbikeszene unterwegs und erzählt uns neben vielen anderen interessanten Sachen, von dem nordwestlichsten Teil Washingtons, wo es noch sehr unberührte Natur geben soll und wo viele Native Amerikans leben. Uns gefällt die Idee, die Strecke zu ändern und von dort direkt nach Vancouver Island überzusetzen anstatt über Seattle und Vancouver zu fahren.

Anschließend radeln wir einige Tage durch den Humboldt Redwoods State Park, wo wir uns (selbst Chris) wie Ameisen vorkommen, so gigantisch groß sind diese Bäume. Gerade wie Stecknadeln, Durchmesser von 5 und mehr Metern und tief zerfurchte, rote Rinden stellen einen märchenhaften Wald zur Schau.

 

Das Radeln klappt gut und wir kommen stetig voran, doch bemerken wir auch ein neues Gefühl seit ein paar Tagen. Wir empfinden das Radeln als nicht mehr so befriedigend, wie am Anfang. Grob erklärt sieht unser Tagesablauf so aus: frühstücken, packen, radeln, Pausen, Zelt aufbauen, kochen, schlafen. Tag für Tag. Die Zeit in der Natur tut gut, doch da sich auch die Natur jetzt nur noch langsam ändert erscheint unsere Fortbewegung eintönig, auch Gespräche mit anderen Menschen, gibt es hier nur noch selten, da die Orte klein sind und weit auseinander liegen.

Da wir eh vorhatten mal wieder Freiwilligenarbeit zu machen und uns Stella im richtigen Moment antwortet, entscheiden wir von einem Tag auf den anderen für zwei Wochen auf ihrer Farm zu aushelfen. Wir radeln bis nach Crescent City und trampen dann die 130km mit unseren Rädern zu ihr nach Oregon. Sie hat vor vier Jahren zwei Hektar Land gekauft und wir helfen ihr jetzt im Frühling die Beete startklar zu machen. Das bedeutet dass wir viel Unkraut jäten, aber auch Setzlinge einpflanzen, umtopfen, den Hühnerstall sauber machen, Rasen mähen und Pflanzen bewässern. Wir bekommen viel Inspiration, wie ein Leben nach der Reise aussehen könnte und dürfen viel lernen. Wir leben in einem kleinen Anhänger der nur wenig größer ist als das Zelt, aber super gemütlich, haben eine Küche im Freien, eine Komposttoilette, Draußendusche und viel viel Sonne hier, auch wenn die Nächte noch recht kalt sind.

 

Eine Veränderung kam kurz davor noch dazu, denn nach vier Jahren habe ich mich jetzt von meinen Dreads getrennt, die dürfen jetzt erstmal in der Tasche mitreisen.

Seit einer Woche sind wir jetzt auf der Farm, jeden Tag in Erde gebadet und werden noch etwa eine weitere Woche bleiben.

Dann wird es weiter Richtung Norden gehen,
Bis dahin schicken wir ganz liebe Grüße zu Euch

– Johanna

 

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