Naturkatastrophen und mehr

Die letzten Wochen haben wir auf Rishiri Island verbraucht, eine kleine Vulkaninsel im äußersten Norden Japans. Straßenschilder werden hier bereits in kyrillisch geschrieben und es gibt Fähren nach Sachalin in Russland.

Wir leben wieder etwas in den Tag hinein, genießen das gute Wetter und die kühle Luft, radln einmal um die Insel (55km) und machen diverse Ausflüge.

Und dann kam Jebi – der stärkste Taifun seit 25 Jahren trifft auf die Südküste Japans. Freundlicherweise macht uns der Campingplatzwart ein Bettenlager frei und wir können die Nacht unter einem festen Dach verbringen. Eigentlich hatten wir geplant am nächsten Tag die Insel zu verlassen, aber es fahren keine Schiffe, die See ist rau und es gibt bis zu 6 Meter hohe Wellen.

Am Morgen der Abreise erfahren wir von einem Erdbeben nahe der Präfekturhauptstadt Sapporo. Wie wir wieder auf dem Festland von Hokkaido ankommen, stellen wir fest dass der Strom ausgefallen ist. Es funktioniert nichts mehr, Ampeln,  Internet, Telefon, Türen, Kühlschränke – alles aus. Die Supermärkte sind schnell leer gekauft. Garagentore stehen offen und vereinzelt rattern Generatoren vor den Häusern. Wie wir in der Stadt Rumoi ankommen, staunen wir, wie organisiert und zivilisiert alles funktioniert. Es gibt Notfallpläne – Taschenlampen und elektronische Kerzen sowie ein Radio stehen in der Touristeninformation bereit. Drei Nächte bleiben wir, da noch vor weiteren Nachbeben im Süden gewarnt wird. Der Sternenhimmel ist fantastisch! Dann nach etwa 40 Stunden gibt es wieder Strom.

Und die Reise geht weiter. Mit einem israelischen Paar genießen wir das erste mal ein japanischen Onsen (natürliche heiße Quellen) und am nächsten Tag haben wir eine ganz wunderbare Fahrt an den Toya See, dazu aus dem Tagebuch:

Wie Johanna und ich gerade von frischen Tomaten träumen, welche wir zu feinen italienischen Gerichten oder Salat verwandelt würden meint unser Fahrer, er muss noch etwas für das Restaurant abholen und wir halten auf einer Tomatenfarm! Das Bauernpärchen ist recht jung, beide haben eine wunderbare Ausstrahlung und der Mann trägt einen schicken Strohhut. Wir dürfen einige Tomaten probieren und sie schmecken fantastisch. Bio, ohne Einsatz von Zusätzen, direkt vom Strauch. Der Bauer meint wir sollen uns doch ein paar in die Taschen stecken und führt uns in ein Gewächshaus voller schwer beladener roter Sträucher. Wir naschen unablässig, bis uns unserer Fahrer eine Plastiktüte bringt und der Farmer von anderen Sträuchern noch weitere Sorten erntet, große und kleine, rote und gelbe. Am Ende haben wir bestimmt 2kg in der Tüte und gefühlt ebenso viele bereits im Bauch. Oben drauf gibt es noch frischen Basilikum. Wir können unser Glück kaum fassen. Eine einzelne mittelgroße Tomate kostet im Supermarkt etwa 100Yen, also 70 Cent. In unserer Tüte sind sicherlich 30€ feinste Tomaten.

– Chris