Ein Meilenstein

Länger als geplant bleiben wir wegen Krankheit in Baku, doch tut es auch gut, einige Zeit am gleichen Platz zu bleiben, das Tagebuch auf den aktuellen Stand zu bringen, Fotos zu sortieren und in den Tag zu leben.

Als wir aus Aserbaidschan ausreisen wollen, wird festgestellt, dass unser Hostel die Registrierung nicht vorgenommen hat, welche man als Tourist dort innerhalb der ersten 10 Tage vornehmen muss. Nun haben wir die Option, 200€ pro Person zu zahlen oder deportiert zu werden, d.h. wir dürfen nach Aserbaidschan 1-5Jahre nicht einreisen. Da wir mit kleinem Reisebudget unterwegs sind, entscheiden wir uns für die Deportierung, allerdings müssen wir dafür ins nächstgelegene Migrationsamt und uns unsere Deportationspapiere besorgen. Also werden nochmal zwei Nächte im Zelt dran gehängt und der Iran muss warten. Die Beamten sind zum Glück allesamt recht nett und nachdem wir unser bedauern über die versäumte Registrierung schriftlich festgehalten haben, dürfen wir sogar in zwei Jahren wieder einreisen.

Der zweite Anlauf, in den Iran zu kommen, verläuft diesmal unkompliziert, so stehen wir dann im Iran, ich mit Kopftuch und werden von allen Leuten angelächelt und die ersten Worte die wir hören sind „Welcome to Iran“. Wieder sind wir erstaunt, wie sehr Grenzen Menschen verändern, seien es die fremden Zahlen und Buchstaben, die Währung, bei der wir ab 25€ zu Millionären werden oder das Interesse an uns.

Wir realisieren nun, dass wir es über Land mit Hilfe vieler wunderbarer Personen in den Iran geschafft haben.

Als wir etwas verloren an einer Straße stehen und eine Handy Simkarte suchen, werden wir sogleich von Nassim aufgelesen,sie spricht Englisch und hilft uns eine Karte zu besorgen und wir werden eingeladen bei ihrer Familie zu schlafen. Es ist schwer, die Herzlichkeit mit der wir wie ganz selbstverständlich in diese Familie aufgenommen werden, in Worte zu fassen.

Auch als relativ vorurteilsfreier Mensch habe ich ein Bild vom Iran im Kopf und es wird sogleich von Nassim und ihrer Schwester auf den Kopf gestellt. Wir lernen in kurzer Zeit alte Regeln und Bräuche kennen, die sehr im Gegensatz zu den Bedürfnissen der heranwachsenden Generation stehen und sind von der unfassbaren Gastfreundschaft und Offenheit Fremden gegenüber überwältigt, und das obwohl das Einladen von Ausländern ins eigene Heim offiziell unter Strafe steht im Iran.

Wir freuen uns sehr auf die Tage, die wir in diesem noch unbegreiflichen Land verbringen dürfen.

Ich schicke liebe Grüße aus einer wunderbaren Welt

-Johanna