Au revoir Iberica

Granada

Dass wir der Empfehlung nach Granada zu gehen gefolgt sind bereuen wir nicht. Ganz im Gegenteil genießen wir die Woche die wir dort verbringen sehr. Zwar sind einige Tage vollgestopft mit Erledigungen machen, Chris tauscht zum Beispiel seinen großen Rucksack gegen eine kleinere, leichtere Variante für die Wanderung und ich steige auf Trailrunningschuhe anstatt Wanderschuhe um. Außerdem geht am Ende der Woche nochmal ein großes Paket nach Hause, denn in Granada haben wir nochmal ordentlich unser Gepäck reduziert, von nun an gibt es nur noch das Nötigste. Denn wir haben uns entschieden von Nizza 1400 km nach München zu laufen, dafür sollen die Rucksäcke möglichst leicht sein.

Neben dem Abhaken der To-Do-List finden wir aber auch Zeit um uns Granada anzuschauen, wir besuchen sogar das Alhambra und bestaunen die liebevollen und künstlerischen Verzierungen in den alten Gebäuden. Vor allem gefällt uns die Atmosphäre in der Stadt. Es lässt sich wunderbar umherschlendern, in kleine Gassen abbiegen wo wir durch Zufalll dann an grandiosen Gebäuden oder liebevoll eingerichteten Käseläden vorbeikommen. Die warmen Abende verbringen die Menschen dann in Restaurants und Cafes, es herrscht ein sanftes Plätschern an Stimmengewirr im Hintergrund.

Unsere neue und alte Ausrüstung probieren wir mit Ilja und Anna in der Sierra Nevada bei einer zweitägigen Wanderung aus und nach einem erneuten, kurzen Aufenthalt in Granada machen wir vier uns auf den Weg in den Norden.

Richtung Norden

Des einfacheren Trampens wegen teilen wir uns am Morgen auf und wollen uns am Abend im 300km entfernten Albacete treffen. Es ist brühend heiß und es gibt keinen Schatten, dort wo Chris und ich starten. Nach zwei Stunden vergeblichen wartens, die Arme müde vom Daumen rausstrecken, nimmt uns eine Frau 12 km aus der Stadt raus mit. Das erweist sich als grober Fehler, denn ab dem neuen Ort fährt kaum mehr ein Auto auf die Autobahn geschweige denn dass uns jemand mitnimmt. Nach zwei Platzwechseln und 8 Stunden vergebens in der Sonne braten fahren wir zurück nach Granada um uns an den Platz zu stellen von dem aus Anna und Ilja mitgenommen wurden. Es geht aber nichts mehr. Wir geben auf für heute. Mit Chris‘ Worten:

„Fazit unseres Tages:
5l Wasser getrunken
2 kg Wassermelone und zwei Eis gegessen
8 Stunden warten
2 Autos haben uns mitgenommen
Sonnenbrandt an den Armen und im Nacken
Und jetzt sind wir 5km weiter als heute morgen“

Am zweiten Tag stehen wir um 6:30Uhr auf um etwas Zeit zu haben bevor es heiß wird. Nach zwei Stunden vergebenen stehens reicht es uns und wir buchen uns eine Mitfahrgegelenheit über blablacar in das 240km nördlich gelegene Manzanzares. Von dort aus wollen wir nach Albacete kommen- aber, wer hätte es gedacht-es geht überhaupt nicht weiter. Wir dachten die Spanier wären so gesellig, warum klappt dann das Trampen nicht? Aber tatsächlich kann man überall lesen dass das Autostoppen vor allem im Süden von Spanien schlecht funktioniert. Am Ende von Tag zwei findet man uns absolut depremiert und verschwitzt auf einem abgemähten Weizenfeld in der Nähe einer Tankstelle unser Zelt aufbauend.

Am dritten Tag werden wir dann aber früh morgens von einem Rechtsanwalt nach Madrid mitgenommen. Eigentlich wollten wir Madrid vermeiden weil es schwierig ist aus großen Städten wieder herauszukommen aber ab jetzt fahren wir egal wohin Richtung Norden. Also laufen wir eben noch etwas durch Madrid bevor wir mit dem Zug aus der Stadt fahren.
Und dann lernen wir Felix kennen- den Jackpot. Felix ist Expressbote, fährt zwei Monate am Stück durch Europa und bringt Autoteile von A nach B. Und gerade jetzt bekommt er einen Auftrag. Er muss ein 1 kg Paket an die französische Grenze bringen- 12 Stunden hat er Zeit um die 700km zurückzulegen. Vor zwei Tagen war er in Portugal, vor einer Woche in Schweden. Wir dürfen einsteigen und reden bis spät in die Nacht hinein über Gott und die Welt, während die spanische Landschaft an uns vorbeizieht.

An der Grenze zu Frankreich treffen wir dann auch Anna und Ilja wieder und überschreiten gemeinsam die Grenze.
Für die beiden geht es an die Loir zu einer Kanutour und wir machen uns nach Nizza auf. Von dort werden wir unseren Fußmarsch nach München beginnen. Wir haben richtig Lust auf das Laufen, aber auch darauf, bald wieder Freunde und Familie in die Arme schließen zu können.

Liebe Grüße aus Frankreich (das erste Land seit Dänemark, das eine Landesgrenze zu Deutschland teilt)

– Johanna